Ein jähes Erwachen…

…gab es heute Früh für Michi und mich. Ralf hatte die Frühschicht bei der Wache und weckte uns abrupt mit dem Schrei:

FISCH!!

Er hatte die Angel ausgebracht und war gleich erfolgreich – ein feiner Mahi Mahi hat angebissen! Also raus aus den Federn und zusammenhelfen…Badeplattform runter, Teak nass machen, Rettungsweste für Ralf holen und ihn am Schiff anleinen, Fischerhaken und Messer bereitlegen, etc. während Ralf den Fisch heranholt.

Das Filettieren will gelernt sein, Ralf macht das wunderbar!

Wir kriegen wunderbare Filets, übrig bleibt nur eine durchschimmernde Karkasse – die geht zurück zu den Fischen!

Jedenfalls freuen wir uns auf unser heutiges Essen!

Neben Gaumenfreuden gibt’s heute auch noch Badefreuden! Wegen des bewölkten Wetters lief der Motor ein paar Stunden, um die Batterien zu laden – die Photovoltaik hat in den letzten Tagen nicht ganz den Bedarf gedeckt! – Das Nebenprodukt wenn der Motor läuft ist – Warmwasser!

Nur zum Verständnis…im Bordalltag ist das kein alltägliches Vergnügen 😉

Wir haben bereits etwas mehr als ein Viertel der Strecke über den Atlantik geschafft, momentan sind wir hier (heute ist der fünfte Tag, an dem wir unterwegs sind):

Full of emptyness…oder doch nicht?

Rund um uns ist außer Wasser nur Wasser – und doch kommt es hin und wieder zu Begegnungen! Heute haben wir am AIS eine Segelyacht entdeckt, die denselben Kurs wie wir segelt – mit freiem Auge kaum wahrnehmbar und doch nur fast 8 Seemeilen weg…

Da musste ich doch gleich Kontakt aufnehmen!

Abgesehen davon sind wir trotzdem nicht einsam, heute gab’s Videotelefonate mit meiner (Groß-)Familie bei der traditionellen Weihnachtszusammenkunft in Puchenau, und unseren Freund:innen Veronika und Moali – beide haben heute Geburtstag – konnten wir per Videocall gratulieren (Starlink sei Dank)!

Ansonsten haben wir eher gemütlichen Wind und genießen die Stimmungen am Wasser!

…und natürlich genießen wir auch die Bordküche!

Kleine Zwischenmahlzeit gefällig? 🙂

Heute ist Gennakertag!

Gestern Abend sind wir mit einer Butterfly-Segelstellung in die Nacht gegangen…der Wind hat nächtens etwas nachgelassen und die Segel haben bei entsprechenden Wellen geschlagen. In der Früh haben wir den Gennaker gesetzt – das ist für die momentanen Verhältnisse eindeutig die bessere Wahl!

Unser Tagesablauf hat sich gut eingespielt – nachdem alle auf sind, werden die Segel angepasst, dann Frühstück!

Wenn alles wieder weggeräumt und abgewaschen ist, gibt’s etwas Zeit für allfälliges…Lesen, kleinere Reparaturen, Basteln, Kommunikation…

Um die Mittagszeit kommt dann die Astronavigation dran – Sonnenhöchststand messen und Position berechnen. Je öfter wir das machen, umso mehr Gefühl entwickeln wir für den Sextanten. Die Genauigkeit ist noch nicht berauschend, aber wir wissen schon, worauf wir achten müssen!

Am späten Nachmittag gibt es dann unsere Tagesmahlzeit – das Kochen ist bei den Schiffsbewegungen gar nicht einfach und braucht die entsprechende Zeit und auch Vorsicht – Verbrennungen, zerbrochene Sachen, rumfliegende Kochutensilien etc. müssen unbedingt vermieden werden – da braucht es schon etwas Erfahrung und die richtigen Abläufe! Der Herd ist kardanisch aufgehängt und fängt viele Bewegungen ab, trotzdem ist höchste Vorsicht geboten!

Pro in der Kombüse 🙂

Nach dem Essen/Abwasch, etc. gibt’s noch Nachrichten und dann geht’s ohnehin schon in die Nachtwache – jede/r drei Stunden, dann ist die Nacht rum.

Momentan haben wir sehr viel Licht in der Nacht, morgen ist Vollmond!

Wir sind jetzt den dritten Tag unterwegs, ein Stück weit haben wir schon geschafft!

Atlantiküberquerung Tag 1

Unser erster Tag auf der Überquerung ist geprägt von relativ wenig Wind, wir schaffen grad mal über 100 Seemeilen in 24 Stunden…nicht gerade üppig!

Der Wind dreht häufig, die noch nahen Kapverden erzeugen Ablenkungen bzw. windarme Leezonen.

Hier sind wir gerade…

Wir haben uns vorgenommen, unsere Position einmal am Tag mit Astronavigation zu bestimmen und mit den GPS-Daten zu vergleichen. Das ist ein guter Zeitvertreib und interessant ist’s auch!

Mit GPS kann’s natürlich nicht mithalten, aber für eine grobe Positionierung ist’s allemal gut – schließlich wurde jahrhundertelang so navigiert!

Ausklarieren – eine tagesfüllende Angelegenheit!

Eigentlich sollte es nur ein kurzer Zwischenstopp auf der Insel Santiago werden, um einen Ausreisestempel in den Pass zu bekommen, aber….

  • Bei der Policia Immigracion war keiner da, ein Kollege von der Policia Financia rief die Kollegen an – sie würden in einer Stunde da sein, wir mögen in der Zwischenzeit bei der Policia Maritima die dort notwendigen Formulare ausfüllen und die Ausreisefreigabe der Policia Maritima erwirken…
  • …also quer über den Hafen, um dort zu erfahren, dass das ohne Ausreisestempel der Policia Immigracion im Pass nicht möglich ist.
  • Zurück bei der Policia Immigracion heißt es warten – denn aus der angekündigten Stunde wurden mindestens vier Stunden. Als der Beamte endlich da war, fummelte er dann eine gefühlte Ewigkeit mit unseren Unterlagen rum und hatte drei Telefonate mit seinem Chef zur Abklärung…wir wurden jedenfalls schon nervös, denn wir mussten ja nochmal zur Policia Maritima, und die sperrte um 16:00h zu!
  • Naja, zu guter Letzt schafften wir es knapp vor 16:00h zurück zur Policia Maritima und bekamen auch die restlichen Dokumente, die wir zur Ausreise brauchen 🙂
  • Wie ist doch das Motto der Kapverden: NO STRESS!

Nach dem Behördenmarathon kochen wir uns noch ein feines Essen an Bord, und dann ging´s ab auf den Atlantik!

Jetzt geht’s looos, jetzt geht’s looos…

Gestern ist Ralf am Flughafen Boavista angekommen, Michi und ich haben ihn dort abgeholt. Die Wiedersehensfreude ist groß!

Somit sind wir komplett für unsere Atlantiküberquerung, jetzt noch alle notwendigen frischen Sachen einkaufen!

Einen kurzen Abstecher müssen wir noch machen, nämlich auf die Insel Santiago bzw. deren Hafen Praia – dort müssen wir offiziell aus dem Staat Cape Verde ausklarieren, um bei der Einreise in den nächsten Staat (vermutlich wird das Barbados sein) keine Probleme zu haben. Santiago liegt fast auf dem Weg, ist also kein allzu großer Umweg…

Wir sind froh, die Kapverden wieder verlassen zu können, denn bei der vorherrschenden Wetterlage ist der Saharastaub eine echte Belastung geworden. Auch Ralf hatte vom Flugzeug aus die Insel im Landeanflug nicht sehen können, weil alles im Staubnebel lag…

Unser Boot ist völlig einpaniert im Saharastaub, es wird einige Zeit dauern, bis wir das wieder sauber haben…aber dafür müssen wir mal die staubige Umgebung verlassen!

Er ist einfach überall dran und drin, dieser Sandstaub! Sogar der Ertrag der Solarpanele geht bei der Beschichtung in die Knie…

Wie auch immer, wir nehmen noch ein paar Reise-Seiterl mit und los geht’s Richtung Santiago zum Ausklarieren!

Unser Garmin InReach sendet während der Überfahrt jede halbe Stunde unsere Position durch…wer uns mitverfolgen will, kann das unter dem untenstehenden Link tun:

https://share.garmin.com/VUDPO

Landausflug auf Boavista

Heute haben wir einen Aluguer geheuert (das sind die hier gängigen Pickups mit Fahrer, die für allerlei Transportaufgaben gemietet werden können) und einen Inselausflug gemacht. Wir wollten Boavista abseits der Hauptstadt Sal Rei noch etwas besser kennenlernen.

Nach einem kurzen Stück auf der Hauptstraße Richtung Süden bogen wir zum Meer ab und kamen in eine weite Dünenlandschaft, die sich über duzende Kilometer dem Meer entlang zieht!

Der Dünenbereich hier ist 18km lang!

Eine faszinierende Landschaft, in weiten Teilen unberührt, entschädigt etwas für die menschlichen Sünden in der Hauptstadt!

Noch weiter südlich geht die Küste wieder ins vulkanische über – reizvolle Formationen sind hier zu finden.

Es gibt hier ganz viele Schildkröten, die an den Sandstränden ihre Eier legen – diese sind geschützt und wir meiden daher diese Strände. Vom Boot aus haben wir schon mehrere Schildkröten gesehen, aber leider war die Kamera nie schnell genug zur Hand.

Hier am Strand haben wir aber zumindest den Panzer einer verblichenen Schildkröte gesehen….

Am Rückweg ging’s dann durch eine savannenhafte Landschaft weiter im Landesinneren. Hier musste unser Fahrer aufpassen, dass ihm nicht die hier offenbar wild lebenden Ziegen vor das Auto hüpfen. Bei den ebenfalls vorhandenen wilden Eseln scheint diese Gefahr nicht zu bestehen – die waren für schnelle Bewegungen nicht zu haben…

Hier sind ein paar wilde Esel (oder Mulis?) zu sehen…

Morgen Mittag werden wir Ralf vom Flughafen abholen und die Vorbereitungen für unsere Weiterreise abschließen – noch Diesel besorgen, frisches Obst und Gemüse einkaufen, einen Riggcheck durchführen…

Dann müssen wir noch auf die Insel Santiago segeln, um dort offiziell aus Capoverde auszuklarieren – es gibt also noch einiges zu tun vor dem Start unserer Atlantiküberquerung!

Boavista – Mitten in Afrika!

Am Samstag morgens kommen wir in der Bucht von Sal Rei auf der Insel Boavista an. Wir suchen uns einen Ankerplatz vor der Hauptstadt der Insel und machen uns ein Frühstück – die Fahrt über Nacht war unkompliziert, aber wegen des doch recht kräftigen Windes war’s mit dem Schlaf nicht so üppig!

Ausgerastet machen wir einen Landgang (auch um bei der lokalen Polizei “einzuklarieren”) und stellen fest, dass wir hier tatsächlich Europa verlassen haben!

Die Stadt ist in einem desolaten Zustand, der Hauptplatz ist eine Baustelle, der Hafenbereich leider extrem verschmutzt, die Bausubstanz uncharmant bis abstoßend – rundherum kein Wohlfühlplatz!

Etwas abseits wandelt sich das Bild, die umgebenden Strände sind sehr schön, Surfer aller Disziplinen (Windsurfer, Kitesurfer, Wingfoiler,…) tummeln sich am Wasser. Es gibt viele Surfschulen und ebenso viele Strandbars und Restaurants…

Der Saharastaub ist jedoch überall – je nach Windstärke mal mehr, mal weniger!

Hier ist der Staub wieder mal mehr…die Solarpanele brauchen eine Dusche!

Man sagt, dass Boavista ein kleines Stück Sahara ist, das hier heraus in den Atlantik versetzt wurde – ich denke, das ist gar nicht so weit hergeholt…

Die Insel Sao Nicolau

Da wir bis zur Ankunft von Ralf in Boavista noch etwas Zeit haben, machen wir auf der Insel Sao Nicolau einen ausgiebigen Landgang. Wir lassen und auf einen Pass oberhalb der Hauptstadt Ribeira Brava bringen und wandern dann in der bizarren Landschaft bis in die Hauptstadt (ca. 6000 Einwohner), die Hälfte der Inselbewohner leben hier.

Links oben auf dem Bild sieht man den Sattel und die Serpentinen des Eselspfades, auf dem wir ins Tal hinunter nach Ribeira Brava wandern. Das Tal ist das einzig grüne Tal auf der Insel, hier gibt es Zuckerrohr, Zitrusfrüchte, Papayas, Mangos, Bananen, Bohnen, Tamarinden,…

In der Hauptstadt gibt es eine Kathedrale, die einstmals Bischofsitz war – der wurde dann aber nach Santiago verlegt – wahrscheinlich war’s dem Bischof doch etwas zu klein hier…

Ansonsten ist Ribeira Brava aber sehr sauber und aufgeräumt, die Bebauung geht noch auf die Zeit der portugiesischen Zugehörigkeit zurück.

Wir fahren nach dem Besuch des Hauptortes wieder nach Tarrafal zurück, gehen Essen und erledigen noch ein paar Einkäufe. Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Küche regional ist!!

Einzig der Saharastaub in der Luft nervt etwas – extrem fein und ÜBERALL!

Heute Nachmittag brechen wir nach Boavista auf, sodass wir morgen Vormittag dort eintreffen werden!