Heute Früh hatten wir Land in Sicht, nun sind wir gut angekommen!
Backbord voraus die Azoreninsel Flores (und ein ordentliche Dünungswelle)
Nach 1867 Seemeilen in 15 Tagen und 35 Minuten laufen wir in den Hafen von Lajes auf der Azoreninsel Flores ein.
Hinter uns liegt der Nordatlantik, Wind bis 35 Knoten, Squalls, Flaute (93 Motorstunden), Nachtwachen, Sternenhimmel, Vollmond, ein durch den Mond erzeugter Regenbogen, Gewitter, eine Woche ohne Autopilot, Tage in 2-Stunden-Schichten, Rodeo auf 4m hohen Wellen, Begegnungen mit Delfinen und Walen…
Jetzt liegt die Crossover wieder in einem sicheren Hafen…
Vor uns liegen: eine Dusche, ein Wirtshaus uns eine laaaange Nacht!
Vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben und uns ihre mentalen Stärkungen geschickt haben!
Wir haben volle zwei Wochen am Atlantik hinter uns, die letzten 100 Meilen liegen vor uns. Wir freuen uns schon sehr auf den Landfall!
Unsere Tage sind in 2-Stunden-Scheiben zerschnitten…zwei Stunden am Steuerrad, zwei Stunden alles andere (nasse Sachen versorgen, Schlafen, Kochen , Essen, Abwasch, Körperpflege,…), dann wieder zwei Stunden am Steuerrad…
Dieser Rhythmus klappt ganz gut, wirft uns aber natürlich aus unserem gewohnten Schlafrhythmus und bewirkt, dass wir eine latente Müdigkeit mitschleifen…aber morgen sind wir ja eh schon da 🙂
Das Tiefdruckgebiet, das uns nach den drei Flautentagen den Wind wiedergebracht hat, hatte noch was anderes im Gepäck – sogar mehr davon als ursprünglich angesagt…
Das Rauschen ist nicht nur Meeresrauschen, es kommt auch kräftig Nass von oben!
Naja, gottseidank haben wir beim Ölzeug nicht gespart – trocken zu bleiben ist jetzt extrem wichtig!
Nach drei Tagen unter Maschine rückt nun das nächste Tiefdruckgebiet von Westen heran. Nach der derzeitigen Wetterplanung wird uns dieses Tief ganz gut nach Flores tragen…
Hier sind wir gerade noch in der Flaute, links kommt das Tief heran…(der weisse Strich ist unsere verbleibende Wegstrecke)
…und bringt uns beste Segelwinde…
…die uns voraussichtlich bis ins Ziel tragen!
Knapp 400 Meilen haben wir noch zu bewältigen. Unter Segeln geht dann gar nichts mehr mit unserem kraftlosen Autopiloten, aber die Vorfreude auf’s Ankommen trägt uns ins Ziel! Das Ölzeug kommt auch zum Einsatz, den ganzen Mittwoch (mittleres Bild) wird’s feucht!
Gestern gab’s die vorletzte Portion vom Thunfisch, den wir im Herbst gefangen hatten und heute hatten wir superfeine Krautfleckerl – wir gehen also bestens gestärkt in den Endspurt!
Selbst gefangener Thunfisch in Gemüse, mit Reis und Salat – benissimo!
Seit gestern haben wir Flaute und mussten unseren Schiffsdiesel anwerfen – das ist zwar nicht des Seglers liebste Fortbewegungsmethode, aber in unserem Fall gar nicht so schlecht…wegen des relativ ruhigen Wassers und der nicht vorhandenen Windkräfte sind kaum Bewegungen des Ruders notwendig und unser kraftloser Autopilot braucht praktisch keine manuellen Eingriffe – eine große Erleichterung für Michi und mich!
Abendstimmung……und Morgenstimmung 🙂
Als wir gerade das Frühstück genießen, bekommen wir Besuch!
Die Jungtiere haben ausgeprägten Bewegungsdrang 😉
Hier sind sie noch etwas entfernt von der Crossover, nachher schwimmen sie direkt vor dem Bug dahin°
Ab Dienstag Mittag ist wieder Wind angesagt – ist auch gut so, denn für die ganze verbleibende Strecke würde es mit dem gebunkerten Diesel knapp werden – wir haben noch weitere 600 Seemeilen vor uns. Am Freitag sollten wir ankommen…
Wir haben die Hälfte geschafft, das ist die gute Nachricht! Richtig böses Wetter hat uns in größerem Ausmaß nicht mehr erwischt, es ziehen nur immer wieder Squalls durch – die sehen so aus:
Aus der Ferne…sieht man sie kommen!Sogar in der Nacht, denn……Squalls sind auch am Radar gut sichtbar!Wellen hatten wir auch noch ganz ordentlich!
Wenn einen so ein Squall erwischt, heisst das:
ca. Verdoppelung der Windgeschwindigkeit, und das schlagartig
gleichzeitig starker Richtungswechsel des Windes
ein Regenguss, der sich gewaschen hat
Die gute Nachricht: nach ca. einer Viertelstunde ist so ein Squall vorbeigezogen!
Jetzt die schlechte Nachricht: unser Autopilot hat den Geist aufgegeben!! Wahrscheinlich ist das Getriebe der Linearspindel, die das Ruder antreibt, so abgenutzt, dass es keine größeren Kräfte mehr aufnehmen kann – jedesmal wenn größerer Druck auf das Ruderblatt kommt, gibt es nach und wir können nicht mehr Kurs halten.
Das ist der Übeltäter!
Für uns bedeutet das “Daueraufsicht” für das Steuerrad – 24/7! Mit unserer Zweiermannschaft mühsam, und es ist tatsächlich noch mehr als eine Woche bis zur ersten Azoreninsel (Flores) 🙁
Aber Abhilfe ist bereits organisiert – Karin und Pani kommen uns ja auf den Azoren besuchen und bringen einen neuen Linearantrieb mit!
Als Einstimmung hatten wir am Nachmittag ein kleineres Gewitter, in der Nacht hatten wir dann keine Muße zum Filmen 😉
Heute sah’s wieder ganz fein aus, achterlicher Wind und wir haben wieder mal den Spi-Baum verwendet für einen Butterfly! Überraschenderweise hatten wir auch eine Begegnung, nämlich mit einer französischen Yacht, mit der wir uns am Funk ganz nett unterhalten haben. Diese Yacht hatte in der vergangenen Nacht auch alle Hände voll zu tun! Auch ein paar Delphine haben uns besucht, aber leider zu kurz zum Filmen.
Unsere Zufallsbegegnung…die Franzosen segeln von Kuba auf die Azoren
Hier die Vorhersage für die Windböen für 18:00h, aufgenommen um 10:00h – der blaue Punkt ist unser Standort. Wir warten erstmal ab, bis die westlichen Winde uns erreicht haben, dann geht’s weiter. Der dahinter nachkommende Tiefdruckwirbel wird weitgehend nördlich an und vorbeiziehen und wir wollen seine Westwinde bis möglichst weit zu den Azoren hin ausnutzen!
Am Donnerstag sind wir Richtung Azoren aufgebrochen, hier unser letzter Blick auf die Laguneneinfahrt Bermuda/St. George und die Burg St. Catherine.
Wir haben bereits zwei volle Tage hinter uns und sind gut unterwegs. Gestern Abend hatten wir Besuch an Bord – der Kleine war sichtlich erschöpft und brauchte eine Pause – über 200 Seemeilen von Bermuda weg!
Nach dem Landfall in St. Georges auf Bermuda fangen wir an, dieses etwa 25 km lange Eiland zu erkunden und unsere Eindrücke sind durchwegs positiv! Es gibt eine sehr nette, kolonialzeitliche Bausubstanz und diese ist weitgehend auch gut erhalten. Große Hotelburgen sind selten, dennoch ist der Tourismus spürbar, aber wesentlich sanfter als auf den Karibikinseln. Der öffentliche Verkehr funktioniert einwandfrei mit Elektrobussen, die tagsüber alle 15 min. die verschiedensten Linien abfahren. Obendrein ist alles sauber und gepflegt, auch die Müllabfuhr und die Pflege der öffentlichen Bereiche scheint bestens zu klappen – ein gewaltiger Unterschied zu vielen Inseln, die wir bisher besucht haben!
An unserem ersten Tag konzentrieren wir uns auf St. George, hier einige Eindrücke:
Die TownhallZoll und HafenamtAuch hier gibt’s ein weißes Rössl!
Wir besuchen einen unvollendeten Kirchenbau und die Befestigungsanlagen…
Die Festung St. Catherine
Zwischendurch gibt’s wieder ein bisschen Bootspflege. Da der Dieseltank nach der Überfahrt fast leer ist, öffnen wir die Inspektionsöffnung und saugen angesammeltes Kondenswasser ab, um die Bildung von “Dieselpest” (= biogene Materialien im Kondenswasser, die auf lange Sicht die Dieselleitung zum Motor verstopfen können) zu vermeiden. Ein wenig hatte sich da schon angesammelt…
Heute haben wir den Bus nach Hamilton (die Hauptstadt) genommen und haben uns dort etwas umgesehen – eine sehr nette Stadt!
Die KathedraleDie Burg war leider geschlossen!
Auch der Queen Elisabeth Park ist recht fein…
Nach dem Parkbesuch schauen wir noch in einem Lokal vorbei, das einem Österreicher gehört – nach einem kurzen Gespräch haben wir schon gemeinsame Bekannte identifiziert – small world!!!
…und es gibt Murauer und Trumer Bier und Weine von verschieden österreichischen Winzern, u.a. F.X. Pichler 🙂
Hier noch ein Hinweis an alle Bermuda-Shorts-Träger:
So werden die im Original getragen: mit Halbschuhen und schwarzen Stutzen, nicht mit BADESCHLAPFEN 😉
Morgen (Donnerstag) werden wir noch die letzten Proviantierungen vornehmen und im Laufe das Tages Richtung Azoren aufbrechen – der nächste richtig lange Schlag (ca. 16 Tage durchgehend am Wasser) steht bevor!