Am Mittwoch Nachmittag machen wir uns auf, von Flores nach Faial, konkreter in die Inselhauptstadt Horta zu segeln. Dort wollen wir einige Tage verbringen, auch um auf die Ersatzteile für unseren Autopiloten zu warten. Die Überfahrt von Flores nach Horta ist also wieder von 2-Stunden-Schichten am Steuerrad geprägt – Tag und Nacht!
Anfangs haben wir gutes Wetter und bis einige Stunden vor dem Ziel eine reibungslose Überfahrt. Dann aber braut sich was zusammen!
Einige Squalls hintereinander ziehen über uns hinweg – es gibt kein Entkommen! Wir fühlen uns wie in einer Waschmaschine – nur mit mehr Wind!
Vor der Ankunft in Horta klart das Wetter wieder einigermaßen auf, wir können problemlos im Hafenbecken von Horta ankern und dann einklarieren.
Da liegt unsere Crossover
Die Nachbarinsel Pico präsentiert sich dann – ähnlich wie vor ein paar Tagen die Insel Corvo – mit Häubchen! Postkartenverdächtig!
Nach der Ankunft begießen wir die geglückte Überfahrt in der ikonischen Seglerbar Peter’s Cafe!
Das Wetter auf den Azoren ist ziemlich wechselhaft, Schönwetterphasen wechseln sich rasch mit intensiven Wind- und Regenphasen ab.
In einer schlechteren Wetterphase besuchen wir das Whaling Museum – hier wird in einer stillgelegten Walverarbeitungsfabrik die Geschichte des Walfangs auf den Azoren aufgearbeitet. Der letzte Wal wurde hier 1981 gefangen und die letzten Walprodukte 1984 verkauft.
Vom Meer aus wurden die gefangenen Wale über eine Rampe per Seilwinde hierher gezogen und zerlegt…
Das Fett wurde in einer Siedeanlage ausgekocht und praktisch alle Bestandteile wurden weiter verarbeitet – für Öle, aber auch für die Kosmetikindustrie.
Hier wurde das Fett ausgekochtEine Trocknungsanlage (ähnlich einem Rohrofen)
Es wurden ausschließlich Pottwale gejagt. Die Walfänger benutzten diese relativ kleinen Boote für die Jagd – eine ausgefeilte Technik und viel Erfahrung waren notwendig – sonst ist’s schnell gefährlich geworden.
Heute werden diese mit 6 Riemen bestückten Boote noch für Regatten zwischen den Inseln benutzt, um die Tradition hochleben zu lassen.
Jetzt aber wieder zurück zur Natur – diese ist hier wirklich atemberaubend schön. Wir besuchen noch weitere Wasserfälle und Kraterseen.
Einige der erloschenen Vulkankrater sind mit Wasser gefüllt – bis zu 100 m tief!
Nachdem wir die Insel Flores ausgiebig erkundet haben, machen wir uns auf den Weg auf die zentralen Inseln – Wind und Wetter lassen eine Überfahrt zu, wir haben knapp 140 Seemeilen zu bewältigen – also eine Tag/Nachtfahrt – aber dazu mehr im nächsten Blog.
Wir sind begeistert von der Insel Flores! Hier leben ca. 3500 Menschen, der Tourismus ist unglaublich sanft. Es gibt keine Hotelburgen, die Touristen sind entweder Segler oder Wanderer, die diese wunderschöne Insel naturnahe erleben wollen.
Das üppige Grün zusammen mit den bizarren vulkanischen Formen ergeben eine faszinierende Melange an Eindrücken!
Wir machen eine Wanderung entlang der Küste und nehmen uns einen Leihwagen, um die Insel zu erkunden – die Bilder sprechen für sich!
Trockensteinmauern wie im Mühlviertel!Die Nachbarinsel Corvo mit HäubchenImmer wieder Nebel in den BergenKraterbodenÜppigste……Moose
Natürlich müssen wir auch die Hafenmauer signieren, das soll Glück und gute Überfahrt sichern!
Nach der gestrigen Eilmeldung geht’s heute etwas ausführlicher…
Gestern um die Mittagszeit waren wir schon nahe dem Hafen von Lajes – wir hatten allerdings keine Antwort auf Funkspruch oder Telefonanruf erhalten, ob wir im Hafen unterkommen können.
Das Ziel zum Greifen nahe…
Eine herrlich grüne Insel mit unzweifelhaft vulkanischem Ursprung liegt vor uns!
Die Molenmauer des Hafens ist ziemlich mitgenommen, der Hurricane “Lorenzo” hat hier 2019 alles ruiniert!
Das Einfahrtsleuchtfeuer steht ziemlich schief und funktioniert nicht mehr…
Kaum kommen wir in den Hafen, werden wir angefunkt und uns ein Platz zum Anlegen vorgeschlagen. Der Hafen ist sehr klein, später kommende Boote können sich nur mehr auf Päckchen legen – es gibt kein Hafenbüro und der “Kümmerer” George schaut hin und wieder vorbei und begrüßt Neuankömmlinge. Der Hafen ist eigentlich außer Betrieb und daher auch gratis – aber Duschen und eine coin-laundry gibt es doch!
Kaum hatten wir festgemacht, bekamen wir auch schon einen Päckchen-Lieger – mit dem roten Boot (junge Leute aus Italien und Frankreich), Mit diesen hatten wir auf der Überfahrt schon Funkkontakt und hier sahen wir uns wieder.
Gleich nach dem Anlegerbier schaute sie Polizei vorbei und klarierte uns ein – sodass wir das Boot auch verlassen durften.
An Land gab’s eine erste Dusche und danach einen Besuch im einzigen nahegelegenen Lokal – mit frisch Gezapftem!
Totmüde fielen wir ins Bett – und schliefen bis 13:30h am Samstag durch!! Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kernöl-Eierspeis war dann Ursachenforschung für den Autopilotenausfall angesagt – nach dem Ausbau des Linearantriebs und dem Zerlegen standen die Übeltäter schnell fest. Die Schneckenräder des Antriebs hatten so viel Verschleiß (und auch einige abgeriebene Späne), sodass sich die Zahnstange nicht mehr bewegen lies – hier muss Ersatz her…
Hier der ganze Abrieb, die Zahnräder im Vordergrund sind hinüber……und einige Späne.
Naja, die Ersatzteile sind bestellt – dann sollte das Ganze wieder eine zeit lang halten. Über 11.000 Seemeilen sind ja auch nicht nix…
Morgen werden wir uns aber wieder touristischen Aktivitäten hingeben – wir freuen uns darauf, die Insel zu erkunden und kennen zu lernen!
Heute Früh hatten wir Land in Sicht, nun sind wir gut angekommen!
Backbord voraus die Azoreninsel Flores (und ein ordentliche Dünungswelle)
Nach 1867 Seemeilen in 15 Tagen und 35 Minuten laufen wir in den Hafen von Lajes auf der Azoreninsel Flores ein.
Hinter uns liegt der Nordatlantik, Wind bis 35 Knoten, Squalls, Flaute (93 Motorstunden), Nachtwachen, Sternenhimmel, Vollmond, ein durch den Mond erzeugter Regenbogen, Gewitter, eine Woche ohne Autopilot, Tage in 2-Stunden-Schichten, Rodeo auf 4m hohen Wellen, Begegnungen mit Delfinen und Walen…
Jetzt liegt die Crossover wieder in einem sicheren Hafen…
Vor uns liegen: eine Dusche, ein Wirtshaus uns eine laaaange Nacht!
Vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben und uns ihre mentalen Stärkungen geschickt haben!
Wir haben volle zwei Wochen am Atlantik hinter uns, die letzten 100 Meilen liegen vor uns. Wir freuen uns schon sehr auf den Landfall!
Unsere Tage sind in 2-Stunden-Scheiben zerschnitten…zwei Stunden am Steuerrad, zwei Stunden alles andere (nasse Sachen versorgen, Schlafen, Kochen , Essen, Abwasch, Körperpflege,…), dann wieder zwei Stunden am Steuerrad…
Dieser Rhythmus klappt ganz gut, wirft uns aber natürlich aus unserem gewohnten Schlafrhythmus und bewirkt, dass wir eine latente Müdigkeit mitschleifen…aber morgen sind wir ja eh schon da 🙂
Das Tiefdruckgebiet, das uns nach den drei Flautentagen den Wind wiedergebracht hat, hatte noch was anderes im Gepäck – sogar mehr davon als ursprünglich angesagt…
Das Rauschen ist nicht nur Meeresrauschen, es kommt auch kräftig Nass von oben!
Naja, gottseidank haben wir beim Ölzeug nicht gespart – trocken zu bleiben ist jetzt extrem wichtig!
Nach drei Tagen unter Maschine rückt nun das nächste Tiefdruckgebiet von Westen heran. Nach der derzeitigen Wetterplanung wird uns dieses Tief ganz gut nach Flores tragen…
Hier sind wir gerade noch in der Flaute, links kommt das Tief heran…(der weisse Strich ist unsere verbleibende Wegstrecke)
…und bringt uns beste Segelwinde…
…die uns voraussichtlich bis ins Ziel tragen!
Knapp 400 Meilen haben wir noch zu bewältigen. Unter Segeln geht dann gar nichts mehr mit unserem kraftlosen Autopiloten, aber die Vorfreude auf’s Ankommen trägt uns ins Ziel! Das Ölzeug kommt auch zum Einsatz, den ganzen Mittwoch (mittleres Bild) wird’s feucht!
Gestern gab’s die vorletzte Portion vom Thunfisch, den wir im Herbst gefangen hatten und heute hatten wir superfeine Krautfleckerl – wir gehen also bestens gestärkt in den Endspurt!
Selbst gefangener Thunfisch in Gemüse, mit Reis und Salat – benissimo!
Seit gestern haben wir Flaute und mussten unseren Schiffsdiesel anwerfen – das ist zwar nicht des Seglers liebste Fortbewegungsmethode, aber in unserem Fall gar nicht so schlecht…wegen des relativ ruhigen Wassers und der nicht vorhandenen Windkräfte sind kaum Bewegungen des Ruders notwendig und unser kraftloser Autopilot braucht praktisch keine manuellen Eingriffe – eine große Erleichterung für Michi und mich!
Abendstimmung……und Morgenstimmung 🙂
Als wir gerade das Frühstück genießen, bekommen wir Besuch!
Die Jungtiere haben ausgeprägten Bewegungsdrang 😉
Hier sind sie noch etwas entfernt von der Crossover, nachher schwimmen sie direkt vor dem Bug dahin°
Ab Dienstag Mittag ist wieder Wind angesagt – ist auch gut so, denn für die ganze verbleibende Strecke würde es mit dem gebunkerten Diesel knapp werden – wir haben noch weitere 600 Seemeilen vor uns. Am Freitag sollten wir ankommen…
Wir haben die Hälfte geschafft, das ist die gute Nachricht! Richtig böses Wetter hat uns in größerem Ausmaß nicht mehr erwischt, es ziehen nur immer wieder Squalls durch – die sehen so aus:
Aus der Ferne…sieht man sie kommen!Sogar in der Nacht, denn……Squalls sind auch am Radar gut sichtbar!Wellen hatten wir auch noch ganz ordentlich!
Wenn einen so ein Squall erwischt, heisst das:
ca. Verdoppelung der Windgeschwindigkeit, und das schlagartig
gleichzeitig starker Richtungswechsel des Windes
ein Regenguss, der sich gewaschen hat
Die gute Nachricht: nach ca. einer Viertelstunde ist so ein Squall vorbeigezogen!
Jetzt die schlechte Nachricht: unser Autopilot hat den Geist aufgegeben!! Wahrscheinlich ist das Getriebe der Linearspindel, die das Ruder antreibt, so abgenutzt, dass es keine größeren Kräfte mehr aufnehmen kann – jedesmal wenn größerer Druck auf das Ruderblatt kommt, gibt es nach und wir können nicht mehr Kurs halten.
Das ist der Übeltäter!
Für uns bedeutet das “Daueraufsicht” für das Steuerrad – 24/7! Mit unserer Zweiermannschaft mühsam, und es ist tatsächlich noch mehr als eine Woche bis zur ersten Azoreninsel (Flores) 🙁
Aber Abhilfe ist bereits organisiert – Karin und Pani kommen uns ja auf den Azoren besuchen und bringen einen neuen Linearantrieb mit!
Als Einstimmung hatten wir am Nachmittag ein kleineres Gewitter, in der Nacht hatten wir dann keine Muße zum Filmen 😉
Heute sah’s wieder ganz fein aus, achterlicher Wind und wir haben wieder mal den Spi-Baum verwendet für einen Butterfly! Überraschenderweise hatten wir auch eine Begegnung, nämlich mit einer französischen Yacht, mit der wir uns am Funk ganz nett unterhalten haben. Diese Yacht hatte in der vergangenen Nacht auch alle Hände voll zu tun! Auch ein paar Delphine haben uns besucht, aber leider zu kurz zum Filmen.
Unsere Zufallsbegegnung…die Franzosen segeln von Kuba auf die Azoren